Es war spät. Die Bierreserven am Limit, die Synapsen weichgekocht, der Schweiß tropfte von der Decke wie Tropenregen in einem Bunker voller Wahnsinniger. Und als man dachte, das war’s jetzt, da war doch nichts mehr übrig im Tank außer Restalkohol und Tinnitus – kamen sie.
Der Name allein klingt wie ein Verbot. Wie etwas, das man nicht auf ein Plakat schreiben darf, ohne dass jemand einen Ausschuss einberuft. Aber das war egal. Alles war egal, denn was jetzt folgte, war Hardcore-Punk in Reinform, intravenös verabreicht wie ein letzter Schuss Würde vor dem Koma.
Die Jungs – einst Legende, dann Mythos – hatten sich zwanzig Jahre lang in der Versenkung verschanzt, nur um jetzt, 2025, wie eine ungepflegte Faust aus der Vergangenheit wieder aufzutauchen. Und sie waren nicht gekommen, um sich selbst zu feiern. Sie waren gekommen, um fertigzumachen.
Kurze, schnelle, deutschsprachige Brecher, die dir direkt in den Frontallappen klatschen, bevor du überhaupt „Circle Pit“ sagen kannst. Oldschool as fuck. Kein Breakdown-Gewichse, kein Instagram-Swag – das hier war Minor Threat auf Deutsch, mit dem Nihilismus der Spätgeborenen und dem Zorn der Überlebenden.
Keine langen Reden. Keine Balladen. Nur Geballer.
Drei Akkorde, ein Aufschrei, und weiter.
Zack. Nächster Song. Zack. Nächster Tritt. Zack. Der Rest vom Abend zerbricht an der Energie dieser Reunion.
Die Baracke hat gekocht. Die Geburtstagsgäste von Luke und Manu standen da wie Zeugen eines finalen Ritus. Der letzte Tanz. Die letzte Explosion. Die letzte Möglichkeit, sich komplett zu verlieren, bevor die Realität am nächsten Morgen wieder mit brennendem Kopf und leerem Portemonnaie anklopft.
Und jetzt?
Jetzt ist Stille.
Und Kopfschmerzen.
Und die leise Ahnung, dass man Zeuge von etwas war, das man seinen Enkeln erzählt – und das sie niemals glauben werden 




