Die Sonne hing noch wie ein brennender Dämon über Münster, als Phantom Corporation aus Bremen die Bühne betrat – aber drinnen im Cafe der Sputnikhalle Münster war von Sonnenlicht nichts mehr übrig. Nur Hitze. Druck. Gärender Wahnsinn. Und irgendwo inmitten dieser brodelnden Masse: ich. Schwitzend, taumelnd, in der linken Hand eine Kamera, in der rechten ein warmes Fotografenbier (Danke nochmals an Heretic Warfare für die diplomatische Versorgungslinie).
Was dann passierte, lässt sich nur schwer rekonstruieren. Mein Hirn war bereits weichgekocht, mein Körper eine Art zuckender Schaumklumpen auf zwei Beinen. Doch der erste Song – Liberty in Death – traf mich wie ein Vorschlaghammer aus dem Orbit. Kein langsames Aufwärmen, kein vorsichtiges Antasten. Direkt rein. Knüppel auf Anschlag.
Phantom Corporation, gegründet 2015, sind keine Anfänger. Das hier war kein Debütantenball, das war ein kontrolliertes Inferno.
Leif am Mikro schrie, als hätte man ihm in der Hölle das Rückgaberecht verweigert.
Marc drosch sein Schlagzeug mit der Präzision eines Auftragskillers.
Philipp und Arne an den Gitarren – rotierende Kettensägen in Menschengestalt.
Ulf am Bass – das Rückgrat eines Monsters.
Und mittendrin: Ingo, eigentlich Gitarrist bei Heretic Warfare, hier als Gast und Brückenbauer – ein elektrisches Klassentreffen mit Verstärkerturm.
Es war kein Set – es war ein verdammtes Manifest.
Border Wars, Dead Inside, Gridlock, Pushed Too Far – jeder Song eine Abrissbirne für die kollektive Selbstbeherrschung. Der Moshpit tobte wie ein Rudel Wölfe auf Drogen. Menschen flogen. Menschen krochen. Ich verlor mindestens zwei Liter Flüssigkeit und fand dabei kurz mein inneres Kind – es hatte Angst.
Als Distress als letzter Song über uns hereinbrach, war ich längst durch. Fix und fertig. Die Kamera war irgendwo zwischen Bierlache und Ellbogen verschwunden. Aber das war egal. Ich war da. Es war real. Kein Instagramfilter dieser Welt hätte diesen Moment retten oder ruinieren können.
Phantom Corporation haben nicht einfach gespielt – sie haben eine Schneise gebrannt. Und jeder, der dabei war, trägt jetzt Brandnarben im Herzen. Gute Narben. Ehrliche Narben.
Und wenn es Gerechtigkeit gibt in dieser kaputten Welt, wird man sich noch lange an diesen Abend erinnern. Mit einem dicken Kater. Und einem Grinsen 😘😎🍻