Da war ich also, ein verdammter Wahl-Kinderhauser, inmitten des surrealen Spektakels der CSD-Parade durch die Innenstadt. Dieses phänomänale Ereignis findet ihre Erwähnung an anderer Stelle. Der Tag war aber bei weitem noch nicht zu Ende, es stand noch ein anderes Großereignis an: das Open Air Konzert der verdammt nochmal erstaunlichen Tribute Band Downtown MS auf der kleinen Bühne am Kap.8 / Münster. Man konnte es nicht verpassen, und ich würde verflucht sein, wenn ich es täte.
Da standen sie auf der Bühne, diese fünf musikalischen Vagabunden, angeführt vom unverwechselbaren Paul McCarthy, der seine Stimme und seine Gitarre führte, als ob er den Geist von Liverpool persönlich in sich trug. Neben ihm befand sich der Tastenmagier Michael Mühlmann, ein Kind von Kinderhaus, das seine Klaviertasten streichelte wie ein vertrautes Liebesspiel.
Eine wahre Eruption kam von Siggi Mertens, dem Gitarrengott, der seine Saiten bearbeitete, als ob er mit den Fingern den Blitz einfangen könnte. Seine Leadgitarre schnitt durch die Luft wie ein verdammtes Messer, während Bernd Werner am Schlagzeug den Takt für die wilden Herzen der Menge schlug.
Oh ja, da war auch noch Martin Schlee, der die tiefen Töne der Bassgitarre zähmte und sie mit einer Wucht entfesselte, die den Boden erzittern ließ. Zusammen formen sie Downtown MS – eine verdammte Symphonie des Rock und Pop, die den Geist der 70er und 80er Jahre heraufbeschwor.
Die Songs flogen durch die Nacht wie projizierte Visionen aus einer anderen Zeit. Dire Straits ließen ihre Gitarren heulen, Pink Floyd malten Klanglandschaften in den Himmel und U2 brachten die Menge zum Mitsingen und Schweben. ZZ Top’s Rhythmus fuhr direkt in die Knochen, während die Beatles und Rolling Stones wieder lebendig zu werden schienen.
Doch es hörte nicht auf – Fleetwood Mac ließ ihre Träume tanzen, Spandau Ballet versetzte uns in einen hedonistischen Rausch und Phil Collins‘ Schlagzeug durchdrang unsere Herzen. Sogar die Buggles, REM, Cure und Police gaben sich ein Stelldichein in diesem musikalischen Orgasmus, der die Zeit auflöste und die Realität verdrehte.
Die Menge tanzte und sang, ihre Seelen vereint in diesem Wahnsinn, der für einen Abend die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart auflöste. Ich stand da, von den Wellen der Musik getragen, und wusste, dass ich Zeuge von etwas Außergewöhnlichem war – einem Konzert, das nicht nur Melodien bot, sondern ein Fenster zu einer Zeit, die längst vergangen schien.