Es war eine dieser Nächte, die in einem Fiebertraum beginnen und mit pochenden Kopfschmerzen und einem zerknitterten Bierdeckel in der Tasche enden. Die Baracke Münster, ein düsteres Loch mit dem Charme eines Bürgerkriegsbunkers, brodelte vor Energie, während der Regen draußen hernieder rieselte. Aber niemand hier gab einen Dreck darauf. Die Menge war gekommen, nicht um zu meckern, sondern um zu trinken, zu schwitzen und sich von den pulsierenden Klängen der dritten Band des Abends, Finisterre, komplett zerlegen zu lassen. Das alles für den guten Zweck, organisert von Spökes Konzerte.
Als die Band aus Köln, Hannover, Leipzig und Bielefeld die Bühne betrat, war das Publikum bereits angezündet, ein kollektiver, taumelnder Mob von Leuten, die nach kathartischer Erlösung verlangten. Finisterre verschwendete keine Zeit. Kein unnötiges Gelaber, keine falsche Bescheidenheit – nur rohes, ungeschliffenes Chaos in Form von Musik. Die Gitarren sägten durch die Luft wie rostige Kettensägen, der Bass wummerte wie eine explodierende Pipeline, und die Drums knallten so, als ob sie die Grundfesten des Gebäudes einreißen wollten.
Die Baracke verwandelte sich in ein chaotisches Biotop aus fliegenden Haaren, zuckenden Körpern und Bierbechern, die wie Geschosse durch die Luft zischten. Alles war Bewegung, Lautstärke, Eskalation.
Das Publikum? Vollständig hypnotisiert. Keine ironischen Handyclips, keine gelangweilten Gesichter – nur völlige Hingabe. Die Leute tanzten, als hätten sie den Teufel selbst im Nacken, während irgendwo hinten jemand seine Jacke verbrannte, aus Gründen, die wohl nur der Biergott verstehen würde.
Finisterre lieferte keinen Auftritt, sondern einen Abriss. Es war keine Performance – es war eine Schlacht, ein emotionales Schlachtfeld, auf dem alle als Sieger hervorgingen, völlig egal, wie zerstört sie danach aussahen.
Am Ende stand ich draußen, klitschnass vom Schweiss und mit einer Bierlache im Schuh, aber glücklich. Das ist es, dachte ich mir, der wahre Geist des Punkrock: Dreckig, wild, und genau das, was man braucht, um in einer Welt aus grauem Beton und kaltem Regen nicht den Verstand zu verlieren… 😘😎✊