Der Vorplatz der Sputnikhalle Münster beim Hawerkamp Münster Festival roch nach billigem Bier, verkohltem Maiskolben und der Art von Freiheit, die man nur findet, wenn man sich den Staub von 30 Jahren Subkultur in die Lunge zieht. Es war spät. Die Slackers waren längst durch, Schnuppeuppe hatte die Seelen aufgerissen – aber dann kamen sie: No Talent Necessary.
Fünf Männer, älter als die meisten ihrer Instrumente, aber mit mehr Wucht als ein D-Zug auf Meth. Thomas, Lars, Manuel, Thomas und Volker – Namen wie aus einem Schrebergartenkrimi, doch was diese Jungs auf die Bühne schleuderten, war nichts weniger als ein melodischer Faustschlag ins Gesicht der Mittelmäßigkeit. Seit 1995 machen sie das – und nach über 300 Konzerten wissen die Jungs, wie man eine Meute zum Kochen bringt.
Die ersten Takte? Pure Nostalgie auf Speed. Drums wie platzende Gehirnadern, Gitarrenriffs scharf wie Glassplitter im Rachen. Die Masse tanzte. Oder eher: explodierte. Da war kein Platz für Haltung oder Coolness – nur für kollektives Schreien, Bierduschen, Körperkontakt und das seltsame Gefühl, dass hier gerade etwas Echtes passiert.
Jeder Refrain war ein Schlachtruf, jedes „Woah-oh-oh“ ein Kneipenchorgasmen für Anarchisten. Zwischen Moshpit und Pogopolka flogen Schuhe, Menschen und mindestens ein Gitarrenkoffer. Die Security winkte längst ab, der Laden lief aus dem Ruder – aber mit Stil.
Und dann – als alle dachten, es sei vorbei – kam es: das Feuerwerk.
Geplant? Vermutlich.
Zugelassen? Niemals.
In Erinnerung? Für immer.
No Talent Necessary beendeten ihren Gig nicht, sie rissen ihn ab – mitsamt Bühne, Vorplatz und den letzten funktionierenden Nervenzellen.
Und ich? Ich stand am Rand, mein Shirt roch nach Schwarzpulver und ich hatte das Gefühl, gerade Zeuge eines verdammten Punk-Wunders geworden zu sein… 😘😎🍻