MÜNSTER – Es war eine dieser Abende, in denen die Realität wie nasses Zeitungspapier an der Stirn klebt und du dich fragst, ob der ganze Scheiß überhaupt wirklich passiert oder ob du wieder in irgendeiner verdreckten Parallelwelt aufgewacht bist, in der Zeit nur noch ein Gerücht ist.
Der Plan war einfach: Früh da sein, früh abdrehen. 8 Uhr hieß es, wurde uns geflüstert – eine klassische Desinformationskampagne im besten Sinne. Fake News in ihrer reinsten Form. Ich war bereit. Kalt, nüchtern, misstrauisch. Aber was dann kam, war eine zwei­stündige Koma-Wartezeit, die nur mit flüssigem Gold und verrauchten Lungen zu ertragen war. 21 Uhr! Erst dann schoben sie die erste Band auf die Bühne. Scheiß auf die Uhr – wir waren schon zu tief drin.
MACSAT. Keine Ahnung, ob sie uns retten oder komplett den Rest geben würden. Doch als „Nyhavn“ das Set eröffnete, war der Pegel so labil wie ein Politiker kurz vor dem Rücktritt. Die Sputnikhalle Münster – dieser industrielle Brutkasten voller Schweiß, Bier und verlorener Träume – füllte sich in Minuten. Die Leute kamen wie Heuschrecken zum Feld der Glückseligkeit, angelockt vom Reiz ihrer lokalen Reggae-Ska-Heiligen.
Und sie lieferten. „Für Dich“, „You Don’t Rule My World“, „Nothing to Lose“ – keine Durchhänger, keine Gnade. Jeder Song ein Schlag in die Synapsen, jeder Offbeat ein Vorschlaghammer gegen das System. Es war keine Musik mehr – es war ein Ritual.
Zum Finale: „Das letzte Hemd“ – der bittere Abgesang, und „Love Is Like Fire“ – die letzte brennende Brücke in der Nacht. Irgendwo zwischen Euphorie und Realitätsverlust versanken wir alle. Die Band ging, der Rauch blieb.
Wenn das der Auftakt war, dann gute Nacht, Vernunft. Dieses Hawerkamp Münster Festival hat kein Morgen. Nur jetzt. Und jetzt brennt 😎😋🍻