Es war ein milder Freitagabend im Drei:klang Café – ein uralter Ort, in dem der Rauch sich wie ein stiller Dämon an die Deckenbalken klammerte und das Bier kalt war, wie es die Götter beabsichtigt hatten. Der Raum schwitzte förmlich vor Spannung, die Luft knisterte, als das Punk-Trio Leaves – aus den muffigen, verrotteten Katakomben des alten Güterbahnhofs Münster entsprungen – die Bühne betrat. Diese drei Wilden, deren Blicke von unterdrücktem Wahnsinn glitzerten, hatten offensichtlich keine Lust, hier bloß leise aufzuspielen.
Das erste Dröhnen der Gitarre durchbrach die Stille, und dann explodierte der Raum. Acht Songs. Acht. Wie Kugeln aus einer rostigen Pistole in die hungrige Masse abgefeuert. Die Crowd – eine Mischung aus Anarchos, Altpunks und dem gelegentlichen verwirrten Akademiker – verschmolz zu einem pulsierenden, tanzenden Wahnsinn. Eine Wall of Sound, die einen förmlich überrollte, so als hätte man zu tief ins Glas geschaut und dabei das Ende der Welt verpasst.
Die Band spielte nicht einfach Musik. Sie sprengten sie. Es gab keine präzisen Noten, keine klaren Strukturen – nur dieses rohe, ungefilterte Chaos, das direkt aus dem Magen zu kommen schien. Leaves verkörperten den Dreck und die Wut einer Stadt, die längst vergessen war. Jede Zeile war ein Fiebertraum, jeder Akkord ein gezielter Schlag auf die Schädeldecke.
Als der letzte Song verhallte und die Band wortlos verschwand, stand das Café noch eine Weile still – wie nach einem heftigen Sturm, bei dem man nicht sicher ist, ob das eigene Haus noch steht. Doch dann kam die Realisierung: Man hatte etwas Echtes, etwas Brutales erlebt.