Die Pause nach dem Auftritt von FAUL kam genau zur richtigen Zeit – nicht für meine Beine, sondern für meinen Alkoholpegel. Mit einem Hansa in der Hand und einem breiten Grinsen auf dem Gesicht ließ ich die Energie des ersten Gigs sacken und machte mich bereit für den nächsten Angriff. Die Luft vibrierte vor Erwartung, als Shitshow aus Hamburg die Bühne betrat.
Shitshow. Der Name allein klingt wie eine Warnung. Aber was dann kam, war kein Desaster, sondern pure, rohe Magie. Powerpunk direkt aus den Schatten der Hansestadt – wütend, groovy und mit einem Händchen für Melodie, das man nicht oft findet. Es war orchestriertes Chaos, perfekt inszeniert und durchtränkt von einer Energie, die die Mauern der B-Side zum Schwitzen brachte.
Der erste Song, „Flat White“, traf wie ein Schlag in die Magengrube. Die Mischung aus wilder Aggression und fast schon unerhörter Präzision war elektrisierend. Und es ging weiter – „Cop Port“, „Red Light“, „Dracula“. Jeder Track eine Explosion, jeder Moment ein Adrenalinstoß. Das Publikum war nicht nur dabei, es war ein Teil der Performance. Ein wütender Mob, der die Energie der Band aufsaugte und zurückwarf, wie ein brüllendes Echo.
Dann kam die Zugabe, und Shitshow setzte dem Ganzen die Krone auf: „Breed“ von Nirvana. Eine Hommage an die Grunge-Götter, aber mit dem ungezähmten Biss, den nur Shitshow liefern kann. Es war der perfekte Abschluss eines Sets, das keine Gefangenen machte.
Die neue B-Side hat sich an diesem Abend bewiesen. Münster hat nicht nur eine neue Konzertlocation – es hat ein neues Zentrum für rohe, ungeschliffene Live-Musik bekommen, einen Tempel für diejenigen, die noch an die reinigende Kraft von Schweiß, Bier und lauten Gitarren glauben.
Wenn Shitshow zurückkommt, bin ich wieder da. Dieses Mal mit einem Hansa in jeder Hand.