Der verdammte Abend war in vollem Gange, und mein Körper war bereits von einer beträchtlichen Menge Bier durchtränkt, als sich Heretic Warfare auf der Bühne des RARE GUITAR bereitmachte, um ihr infernalisches Gebrüll loszulassen. Die Kamera wackelte in meiner Hand, aber ich scherte mich einen Dreck darum – die Jungs hatten wahrlich keinen Anlass, sich um mein amateurhaftes Knipsen zu sorgen.
Hagemann, der Beermetalgod, schlug wie ein Besessener auf die Drums ein und trieb das Publikum in einen wütenden Taumel. Lukas am Bass drückte die Noten in einem bizarren Rhythmus, der das Blut in meinen Adern zu kochen schien. Und dann war da Ingo, der die Gitarre mit einer teuflischen Energie bearbeitete, die den Boden erzittern ließ. Doch das war noch nicht alles, Dr. Jan am Mikrofon hatte die Macht, die Seelen der Zuschauer zu zermalmen.
Die Jungs hatten ihre Zeit im Kellerverlies unter dem Rare Guitar nicht umsonst verbracht. Die Band war schon immer verdammt gut gewesen, aber was da auf der Bühne geschah, war jenseits aller Vorstellungskraft. Diese verdammte Evolution der Jungs war unheimlich, und ich konnte förmlich spüren, wie sich mein Herzschlag dem rhythmischen Geknüppel der Musik anpasste. Meine Seele schrie nach ultrabrutalem, und verdammt nochmal, Heretic Warfare enttäuschte mich nicht.
Der Opener Apotheosis schleuderte mich in ein Inferno aus Lärm und Chaos, und die folgenden sieben Songs ließen mich jegliche Kontrolle über die Kamera verlieren. Aber was sollte es schon? Ich war nicht hier, um zu urteilen oder die perfekten Bilder einzufangen. Ich wollte die rohe Energie, die Rebellion und das Chaos dieser Band einfangen. Es ist nicht meine Aufgabe die Bilder auszuwählen. Nein, ich ließ die Band ihre eigenen Bilder erschaffen, und verdammt, das taten sie.
Das Publikum tobte, schwitzte und tanzte wild, als wären sie von einem dämonischen Rausch ergriffen worden. Ich spürte die Energie, die von der Bühne ausging, und sie durchströmte meinen Körper wie ein elektrischer Schlag. Der Lärm der Musik und das Wummern der Drums vereinten sich zu einer einzigen, gewaltigen Macht, die mich mitriss und meine Sinne in ein wildes Delirium versetzte.
Es war ein Höllenritt von Anfang bis Ende, und ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe, mein Bewusstsein auch nur ansatzweise zu bewahren. Aber es war eine Erfahrung, die ich nicht missen wollte, auch wenn ich am nächsten Morgen mit einem Kater erwachte, der meine Erinnerungen an die Nacht wie ein Nebel verschleierte.
Heretic Warfare hatte mich und die gesamte verdammte Crowd mit ihrer oldschool Deathmetal Walze überrollt und in Stücke gerissen. Es war eine Erfahrung jenseits aller Vernunft, jenseits der Grenzen des Verstehens. Und wenn ich eines sicher weiß, dann dass ich bereit bin, mich erneut in dieses infernale Spektakel zu stürzen, sobald sich die Gelegenheit dazu bietet. Denn manchmal braucht man einfach einen Schuss Wahnsinn, um die Seele zum Singen zu bringen