Manche Menschen flüchten bei 30 Grad ins Freibad, andere in den Schatten. Und dann gibt es die wirklich Irren – die sperren sich freiwillig in eine glühend heiße Baracke ein, trinken warmes Bier und lassen sich mit Melodic-Punk weichklopfen, bis nur noch Herzschlag und Hitzeflimmern übrig bleiben.
Color Kid war die erste Band des Abends – und wie der Teufel es will, gleich ein Frontalangriff auf Puls, Ohren und Restverstand.
Gegründet 2017 irgendwo zwischen Gronau und Münster, wo die Realität in ihrer Freizeit manchmal Punk hört, bestehen die Jungs und Mädels aus vier Gestalten, die mit Humor bewaffnet auf die Bühne steigen – und einem Sound, der klingt, als hätte jemand einen Witz in ein Molotowcocktail getunkt und dann angezündet.
Der erste Song: Cu Lately. Keine Aufwärmphase, keine Begrüßung – einfach drauf. Gitarren wie rotierende Motorsägen, Schlagzeug wie Presslufthammer im Irrenhaus, und irgendwo dazwischen: Gesang, der sich wie ein Bierglas ins Hirn schraubt.
Die Baracke Münster beim Underdogs Münster e.V. Biere für Tiere: ein Hitzekessel aus rostigem Blech und Schweißdampf. Keine Lüftung, keine Gnade.
Abkühlung? Fehlanzeige. Das hier war kein Konzert – das war musikalischer Hochleistungssport im Glutofen.
Elf Songs, kein Durchatmen. Beim letzten Track, Tradwife, stand der Sauerstoff kurzzeitig zur Debatte – aber die Crowd wollte mehr. Natürlich wollte sie mehr. Junkies verlangen immer mehr, und Punk ist eine verdammt gute Droge.
Und dann dieses Licht. Oder besser gesagt: dieses anti-licht.
Hinten: strahlendes Puffrot, direkt aus der Hölle.
Vorne: nichts. Keine Spots, keine Gnade. Die Musiker waren Silhouetten, verschwitzte Schatten an der Wand.
Fotos? Ein paar gibt’s. Unscharf, verrauscht, halb verbrannt – aber hey: genau wie der Abend selbst.
Was bleibt, sind Tinnitus, Durst und ein kleines bisschen Stolz, das überlebt zu haben.
Colorkid, ihr wart Wahnsinn mit Verstärker.
Danke für nichts – und genau dafür alles.